Heike Matthiesen – Guitar Divas

Zwischen Wunderkind und Ehefrau

Virtuose Werke von vier Komponistinnen einer Generation mit ganz unterschiedlichen Lebenswegen habe ich ausgesucht, gemeinsam haben alle Stücke das Temperament und oft auch übersprudelnde Leichtigkeit.

Inzwischen sind viele Namen von Komponistinnen bekannt, ihre Werke werden mehr und mehr gespielt. Gerade aber im 19. Jahrhundert hat leider überproportional viel Musik nicht den Weg in die Verlagshäuser gefunden. Dies ist die größte Hürde für die sichere Überlieferung von Werken für die Nachwelt bis Ende des 20.Jahrhunderts gewesen. Erst das Internet erlaubt es Komponistinnen, sich ihre SpielerInnen und ein Publikum selbst zu suchen.

Zusätzlich wurden Musikerinnenkarrieren durch soziale Gegebenheiten erschwert bis verhindert. Ein Wunderkind auszubilden war nicht nur zu Zeiten Mozarts ein eventuell sehr lohnendes Geschäft für ambitionierte Eltern, auch im 19. Jahrhunderts wurden viele Kinder zu sehr früher Bühnenreife ausgebildet. Aber die Mädchen mussten dann nach der irgendwann obligatorischen Heirat den Wirkungskreis auf Salons oder Wohltätigkeitsgalas beschränken. Und studieren war sowieso lange Jahre nicht möglich, also erhielten Frauen oft leider eine eher oberflächliche musikalische Ausbildung. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.

Man sieht an den exemplarischen Lebensläufen „meiner“ vier Komponistinnen, dass lange Karrieren dann nur im Tandem mit einem ebenfalls professionell arbeitenden Musiker möglich schienen. Und dass oft auch für Ausländerinnen andere Regeln galten als für die „anständigen Damen“ der heimischen Gesellschaft.


Shorena Tsintsabadze – Dedication

Mit Robert Schumann, Franz Liszt und Johannes Brahms sind auf dieser CD drei Komponisten vereint, die mit ihren Werken einen großen Teil der romantischen Epoche bestimmt haben und deren Werke für Klavier für die Dedication unverzichtbar sind.


Laszlo Fenyö / Julia Okruashvili – Harmonies Hongroises

„Über die ganze Zeit von einem Dutzend Jahre hinweg, die ich in Weimar zubrachte, hat mich eine große Idee in Atem gehalten – die Erneuerung der Musik durch eine innigere Verbindung mit der Dichtkunst“, schrieb Franz Liszt in einem Brief aus dem Jahre 1860 an seine mit ihm eng befreundete Klavierstudentin Agnes Street-Klindworth (1825-1906). Doch mehr noch changierte Liszts ganzes künstlerisches Leben auch im Spannungsfeld zwischen Kunst und Religion, zwischen Freiheit des Ausdrucks und der Strenge dogmatischer Begrenzungen. Nicht zuletzt in seinem Klavierzyklus Harmonies poétiques et religieuses S.273 wird dieses künstlerische Credo deutlich. Dieser in seinem Entstehen bis in das Jahr 1835 zurückreichende, sehr abwechslungsreiche Zyklus vereinigt mit Bezugnahme auf eine Gedichtsammlung des französischen Dichters Alphonse de Lamartine (1790-1869) großartige Konzertstuücke (etwa Bénédiction de Dieu dans la solitude oder Funérailles) mit schlichten und kürzeren Kompositionen, teils unter Einbezug gregorianischer Weisen.

Dieser Querschnitt eines dichterisch-religiösen Künstlerlebens hat die beiden Musiker dieser Aufnahme, die Pianistin Julia Okruashvili und den Cellisten László Fenyő, zu dieser CD Harmonies Hongroises inspiriert, die Musik des 1811 im Königreich Ungarn geborenen Franz Liszt mit der Musik ungarischer Komponisten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vereint.


Emili Brugalla – Goyescas

Ich fühle mich durch und durch als Katalane, aber in meiner Musik möchte ich ausdrücken, was ich fühle, was ich bewundere und was mich anzieht, sei es andalusisch oder chinesisch. Enrique Granados Ich hoffe, dass dieses Album ein tieferes Verständnis der Goyescas ermöglicht und dabei nicht nur die gängigsten Bilder der spanischen Folklore wie die Sevillanas oder die Stierkämpfer, sondern auch ein vollständigeres Bild eines vielfältigen Landes zeichnet. Es war die Inspiration für einen Künstler wie Goya, der gleichzeitig zutiefst lokal und universell war. Es ist diese faszinierende Mischung aus Tradition und Moderne, aus Spanien und Europa, die Granados an seinem illustren Vorgänger gemocht und geliebt hat.